Ehrenamt im Ruhestand

Ich bin jetzt 65 Jahre alt und seit mehr als 50 Jahren weiß ich, was es heißt, ehrenamtlich tätig zu sein. Als ich als Jugendlicher aktiv im Sportverein war, wurde ich von ehrenamtlichen Übungsleitern sehr gut betreut. Schon früh habe ich mich auch ehrenamtlich betätigt und bin so in diese Tätigkeit hinein gewachsen. Seit über 30 Jahren engagiere ich mich nun für Menschen mit Handicap und seit gut 15 Jahren für Senioren. Ehrenamt kostet sicherlich Freizeit, gibt einem aber auch viel Gutes zurück.

Ich habe mich auch gefragt, warum ich mich ehrenamtlich engagiere. Die Antwort ist einfach: es macht mir Spaß, anderen Menschen zu helfen, sie zu unterstützen und zu beraten. Seit kurzem betreue ich noch einen Schulabschlusskurs, in dem sich Jugendliche auf den nachträglichen Erwerb des Realschulabschlusses vorbereiten. Diese Tätigkeit mache ich gerne, weil ich weiß, dass die Teilnehmer dadurch ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz erhöhen werden.

Eins habe ich aber auch gemerkt: wer ein Ehrenamt hat, hat auch schnell ein zweites und drittes… Ganz wichtig für mich ist, dass man, wenn man ehrenamtlich tätig ist, auch mal NEIN sagen muss. Eine Häufung von ehrenamtlichen Tätigkeiten ist sicherlich auch nicht zielführend. Für mich ist es also wichtig, dass ich mich da ehrenamtlich betätige, wo ich mein Wissen aus meinen bisherigen Berufsleben einbringen kann.

Mich haben in letzter Zeit viele Menschen angesprochen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind und sich ehrenamtlich betätigen wollen. 

Vor vielen Jahren habe ich, damals noch Leiter der Kreisvolkshochschule Vechta, einen Kurs angeboten, in dem ich zum Thema Ehrenamt mit Fachreferenten Wege und Möglichkeiten aufgezeigt habe, wie man sich ehrenamtlich betätigen kann. An dem Kurs haben zwölf Personen teilgenommen, von denen noch heute einige ehrenamtlich aktiv sind.

Menschen, die mich jetzt bezüglich Ehrenamt ansprechen, nenne ich Vereine und Institutionen, die ehrenamtliche Mitarbeiter suchen. 

Vielleicht hierzu ein kleines Beispiel: eine pensionierte Lehrerin sprach mich an und fragte, was sie jetzt mit ihrem Wissen machen soll. Wir haben uns eine Stunde bei einer Tasse Kaffee zusammengesetzt und ich habe in dem Gespräch herausgehört, dass sie als Grundschullehrerin Kindern lesen und schreiben beigebracht hat. Ich habe Ihr dann vorgeschlagen, einen Deutschkurs für Menschen mit Handicap in einer Einrichtung für Menschen mit Handicap anzubieten. Zuerst war sie etwas zurückhaltend, als ich ihr sagte, dass ich sie die ersten zwei- bis dreimal begleiten würde, hat sie zugestimmt. Sie war so begeistert von dieser Tätigkeit, dass sie noch heute Deutschunterricht in dieser Einrichtung gibt. Jede Woche führt sie zwei Kurse durch, jeweils sieben Teilnehmer nehmen daran teil. Vor kurzem habe ich sie gefragt, ob es ihr noch Spaß macht und sie hat sofort JA gesagt. „Die Teilnehmer sind so lernwillig, arbeiten so gut mit und zeigen mir nach jeder Unterrichtsstunde ihre Dankbarkeit dafür, dass Sie an diesem Kurs teilnehmen dürfen. Das ist jedes Mal für mich eine ganz persönliche Auszeichnung und ich gehe sehr zufrieden nach Hause und erzähle allen, wie toll es ist, sich ehrenamtlich zu betätigen, egal wo…“.

Wer sich ebenfalls ehrenamtlich in die Gesellschaft einbringen möchte, sollte sich ggf. bei entsprechenden Institutionen informieren. Bei uns im Landkreis gibt es eine Ehrenamtsbörse, wo sich Menschen melden können, die eine derartige Tätigkeit aufnehmen möchten. In einem Beratungsgespräch werden gemeinsam die Stärken und Einsatzmöglichkeiten herausgefunden und Empfehlungen ausgesprochen.

Es gibt sehr viele ehrenamtliche Einsatzmöglichkeiten und jeder, der sich engagieren möchte, wird in der heutigen Zeit einen „Freizeitjob“ finden.

Scheuen Sie sich nicht, sprechen Sie ehrenamtlich Tätige an und versuchen Sie selbst, in diesem Bereich tätig zu werden. Eine letzter Tipp von mir: auch ein „Praktikum“ in Form einer Begleitung eines Ehrenamtlichen kann ganz hilfreich sein.

Und ganz wichtig zum Schluss:
Ihr Ruhestand soll bei ehrenamtlicher Tätigkeit nicht zu kurz kommen. Sie bestimmen Zeit und Umfang Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit.

 

Norbert Krümpelbeck

Ehemaliger Leiter der Kreisvolkshochschule Vechta e. V.

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