schwarz oder weiß
Im Coaching hörte ich regelmäßig Aussagen, die mich dazu gebracht haben, diesen Beitrag zu schreiben.
So erzählte einer meiner Coachees von seinem Team, und dass er als 31jähriger dort auch einen Mitarbeiter führt, der ein Jahr vor der Rente steht. „Ganz klar so kurz vor Schluss, der hat keine Lust mehr. Der sitzt seine Zeit nur noch ab!“
Eine andere Führungskraft war der festen Überzeugung, dass Menschen ab 57 Jahren nichts mehr lernen, geschweige denn verändern wollen. „Die jungen Leute, die reißen es ja raus, zeigen Engagement und sind offen für neue Wege.“
Schön, wenn die Welt doch so einfach ist! Jung gleich super und alt halt nicht. Jung sein heißt, dynamisch sein, alt halt nicht. Jung sein heißt, schlau zu sein, alt halt nicht...
Komisch, dass ich Mitauszubildende hatte, die sich um die Arbeit drückten wo sie nur konnten und hätte man unsere Lehrer gefragt, konnten diese schlau und offen nicht bestätigen.
Auch, dass ein sehr geschätzter Trainer-Kollege von mir mit 56 Jahren seine erste Führungsaufgabe übernimmt, scheint nur als Ausnahme die Regeln zu bestätigen, Ich glaube eher nicht.
Diese beiden Gesprächsepisoden entpuppten sich als „schöne“ Beispiele für Vorurteile oder stereotype Zuschreibungen.
Solche „schnellen Wahrheiten“ begegnen uns häufig im Alltag, nicht nur in Bezug auf das Altersbild. Wir entwickeln schon im Alter von 4 bis 5 Jahren die Hirnstrukturen, die hinterher für die Vorurteile verantwortlich sind. Wir brauchen diese Orientierungshilfen, um im Leben zurecht zu kommen. Sie werden weiter ausgebaut und ermöglichen z.B. schnelle (Kauf-) Entscheidungen.
Vorurteile können auch für Freude sorgen. Wer hat nicht schon mal herzlich über einen Blondinen- oder Chuck Norris-Witz gelacht? Vorurteile können uns auch schützen, machen das Leben auch einfacher und schneller.
Fakt ist, wir brauchen diese Art zu denken. Problematisch wird es erst, wenn wir diese Kategorien so ungefragt hinnehmen und sie „zementieren“.
Vorurteile werden uns und anderen nicht gerecht und an vielen Stellen sollten wir sie uns auch nicht „leisten“. Oder ist es fair und intelligent, wenn ich mir als Führungskraft erlaube, das Alter abzuschreiben und in der Jugend die einzige Chance zu sehen? Ist es richtig, dass ich mir als Tochter erlaube, meine Mutter wie eine senile Person zu behandeln, nur weil sie gewisse Dinge vergisst? Ist es angemessen, wenn ich als Ehemann überzeugt bin, dass sich meine kinderliebe Frau natürlich in ihrem Ruhestand intensiv um die Enkelkinder kümmern möchte?
Vorurteile und stereotype Zuschreibungen wirken wie eine Brille, durch die wir die Welt betrachten und sie leiten, häufig auch unbewusst unser Verhalten. Menschen, die häufig mit Vorurteilen konfrontiert werden, sind stärker gefährdet, diese Zuschreibungen irgendwann zu glauben. „Mädchen können nicht rechnen.“ Studien zeigen, dass die Leistung von Schulkindern abhängig davon ist, was ihre Lehrer von ihnen denken. Um dagegen anzugehen, braucht es Kraft. Kraft, die man vielleicht nicht immer hat oder die einem schon mal ausgehen kann.
Zudem kann sich die Einstellung gegenüber den Menschen ändern, die einen die Vorurteile spüren lassen. „Ein Kreislauf schließt sich.“ Da stellt sich die Frage, was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?
Wozu fragen wir nicht mal nach? Wozu beobachten wir nicht mal genau, vielleicht sogar aus unterschiedlichen Perspektiven? Wo sind wir selbst ein Teil des Problems, verstärken durch unser eigenes Verhalten unsere einen vorurteilsbehafteten Gedanken. Wenn ich denke, dass alle Rentner reisen wollen, werde ich dann meinem Nachbarn vielleicht viel von tollen Orten erzählen wo ich schon war oder Ihn nach Reisetipps fragen? Nur verpasse ich vielleicht die Möglichkeit Ihn zu fragen, was er jetzt mit seiner Zeit anfangen möchte?
Lust auf ein kleines Experiment?
Ein Vater und sein Sohn haben einen Unfall und werden ins Krankenhaus eingeliefert.
Jemand aus dem Chirurgenteam geht zur Trage, auf der der Junge liegt, und sagt: „Ich kann die Operation nicht durchführen, das ist mein Sohn.“ Was denken Sie?
Sind Sie direkt auf die Mutter gekommen, die da spricht? Dann herzlichen Glückwunsch, da hat ein Vorurteil bei Ihnen schon mal nicht zugeschlagen. ☺
Wenn Sie doch ein wenig überlegt haben, dann sind Sie in „guter Gesellschaft“. Jemand aus dem Chirurgenteam, da ist die Verbindung Mann noch stark im Denken verankert. Solche kleinen Episoden können uns also immer wieder „wachrütteln“, um Veränderungen zu ermöglichen und Vorurteile abzubauen.
Wir sollten daher wachsam sein. Alt, jung; schwarz, weiß; Mann, Frau; Arbeiter, Akademiker ... sind und bleiben Kategorien und haben keine weiteren automatischen Verbindungen mit anderen Eigenschaften. Es gibt viele „gute“ Gründe, warum Menschen Dinge tun oder auch nicht. Diese zu ergründen, ergibt Sinn und kann auch richtig spannend sein.
Was brauchen wir also, um Chancen zu sehen und sie zu nutzen? Was brauchen wir um Veränderung und Wachstum zu zulassen und zu ermöglichen?
Erstmal Akzeptanz und dann einen klaren Blick auf unsere Gedanken. Wir haben alle Vorurteile, positive wie negative. Im zweiten Schritt gilt es dann zu überlegen, „Wo schränke ich andere durch meine Vorstellungen (unbewusst) ein? Und dann heißt es fragen, fragen, fragen, neugierig bleiben und beobachten.
Sind Sie neugierig auf Ihren Ruhestand oder vielleicht bereit mit einigen Vorurteilen zu „brechen“?
Dann können Sie gleich aktiv werden.
Z.B. mit einer kleinen Selbsteinschätzung. Hier haben Sie die Möglichkeit, für sich eine erste Klarheit in Bezug auf wichtige persönliche Faktoren für einen erfüllten Ruhestand zu erhalten.
Im ersten Quartal 2022 veröffentlichen wir ein vertiefendes Selbst.Coaching.Programm. Hier steht Ihr glücklicher und zufriedener Ruhestand im Mittelpunkt. Dabei sind wir mit vielen klugen Fragen, wichtigen Impulsen und anregenden Übungen an Ihrer Seite.
Der Ruhestand steht auch in unseren Newslettern im Mittelpunkt. Wenn Sie Lust haben, mit diesem wunderbaren Thema in Kontakt zu bleiben und auch den Start unseres Selbst.Coaching.Programms nicht verpassen wollen, dann melden Sie sich doch direkt hier an.
https://www.planet-wissen.de/video-vorurteile-wie-sie-unser-leben-bestimmen-100.html
Schnelles und langsames denken Daniel Kahneman, Siedler-Verlag, ISBN 978-3-88680-886-1