Hintergrundinformationen

Interview von Frank Leyhausen mit Minister Claus Ruhe Madsen

@Frank Peter

Claus Ruhe Madsen, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus in Schleswig-Holstein.

Herr Minister, gegenüber dem Hamburger Abendblatt sprachen Sie vom „grauen Gold“, so nennen Sie Menschen, die auch im Rentenalter noch arbeiten. Wie es scheint ist noch kein „Goldrausch“ bei den deutschen Arbeitgebern ausgebrochen. Woran liegt es?

Nach meiner Einschätzung ist vielen Arbeitgebern noch nicht bewusst, wie wertvoll die Mitarbeitenden im Rentenalter sind, also das „graue Gold“. Das muss sich schnell ändern, um dem Arbeits- und Fachkräftemangel ein Stück entgegenzuwirken. Gerade die älteren Mitarbeitenden bringen langjährige Erfahrungen und Netzwerke mit, die für erfolgreiche Unternehmen von großer Bedeutung sind. Das müssen sich die Arbeitgeber vor Augen halten.

Natürlich gibt es auch genug Menschen im Rentenalter, die sich auf ihre Rentenzeit freuen. Wir wollen auch niemanden zwingen, länger zu arbeiten. Aber es gibt sicher auch genug, die gerne weiterarbeiten möchten, weil es ihnen Spaß macht, sie eine Aufgabe haben wollen oder den Kontakt zu Menschen schätzen. Für sie brauchen wir entsprechende Angebote.

 

Wo sehen Sie den größten Wert von älteren Arbeitnehmern, die in den Ruhestand gehen, für Unternehmen?

Ältere Mitarbeitende haben einen großen Mehrwert für das Unternehmen, da sie einen riesigen Erfahrungs- und Wissensschatz haben, den sie an die Jüngeren weitergeben können. Außerdem trägt jede Verlängerung der Arbeitszeit über das Rentenalter hinaus dazu bei, dem Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

 

Was ist aus Ihrer Sicht nötig, damit Arbeitgeber und die, wie wir sie nennen „Talente in Rente“, zusammenfinden?

Das Wichtigste ist, dass über dieses Thema offen gesprochen wird. Arbeitgeber müssen sich rechtzeitig mit Mitarbeitenden zusammensetzen, die in Rente gehen. Natürlich ist auch das Arbeitsklima entscheidend. Wenn die Arbeit Spaß macht und wertgeschätzt wird, sind viele Mitarbeitende eher bereit, noch ein paar Jahre dranzuhängen. Vielleicht muss ein Unternehmen auch über zusätzliche Anreize wie flexiblere Arbeitsmodelle nachdenken. Grundsätzlich sollten sich Unternehmen früh mit Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung beschäftigen. Dazu gehören auch regelmäßige Weiterbildungen und vor allem ein gutes Gesundheitsmanagement. Denn Menschen über das Rentenalter hinaus zu beschäftigen, geht nur, wenn sie fit genug für die Arbeitsbelastung sind.

 

Wie kann Politik hier unterstützen? Gibt es hierzu konkrete Maßnahmen in Schleswig-Holstein bzw. sind welche geplant?

Seit Anfang 2023 gibt es bereits finanzielle Verbesserungen. Für Personen, die Rente beziehen, gibt es seit dem 01.01.2023 keine Hinzuverdienstgrenzen mehr. Gesetze dazu kann nur der Bund ändern. Auf Landesebene können wir vor allem Aufklärungsarbeit betreiben und über die Möglichkeiten einer Beschäftigung im Rentenalter informieren. Das gilt sowohl für die Arbeitsgeber- als auch für die Arbeitnehmerseite.  

 

Die öffentliche Verwaltung zählt zu den Arbeitgebern mit den ältesten Belegschaften. Gibt es aktuell Maßnahmen in der Verwaltung, um „graues Gold“ zu schürfen?

Es gibt bereits viele Ansätze, um die Landesverwaltung gerade auch in höherem Alter attraktiv zu machen. Beispielsweise können sich alle Beschäftigte für flexible Teilzeitmodelle und Home-Office-Möglichkeiten entscheiden. Bei einer Fünf-Tage-Woche können sie bis zu drei Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten. Außerdem gibt es ein breit gefächertes betriebliches Gesundheitsmanagement und viele Weiterbildungsangebote. Es gibt bei Beamtinnen und Beamten unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, den Eintritt in den Ruhestand um bis zu drei Jahre hinausschieben. Aber auch im öffentlichen Dienst gibt es sicher noch mehr Potenziale, die es zu heben gilt.  

Herr Minister, wir danken Ihnen für Ihre Zeit und die Einblicke.

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