Maler oder Bildhauer?

Von Stärke zu Stärke (From Strength to Strength) lautet der Titel des neuen Buches von Harvard-Professor Arthur Brooks.

Im Rahmen der Konferenz „SXSW“ im texanischen Austin stellte der Autor sein Buch, einen New York Times Bestseller vor.

Ich war sehr beeindruckt, wie er in der Session "Finding Success, Happiness, + Purpose in the Second Half of Life" davon berichtete, dass er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere auf eine Reise begab, um herauszufinden, wie er seine Zukunft von einer Enttäuschung über schwindende Fähigkeiten in eine Chance für Fortschritt verwandeln kann.

Brooks machte in seinem Vortrag deutlich, warum Menschen am Ende ihres (Berufs-)Lebens unglücklich sind und bemüht dazu einen Vergleich aus der Kunst.

Maler oder Bildhauer?

Die meisten Menschen sehen ihr Leben wie ein Maler seine Leinwand.
Diese ist leer und soll mit immer mehr Farbe zur Perfektion gefüllt werden. Sinnbildlich reichert man sein Leben um immer mehr Dinge an, bis es perfekt ist, oder auch nicht. Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Bild bzw. Leben oder kommen an den Punkt wo es nichts mehr hinzuzufügen gibt.

Anstatt stetig zu addieren sieht Brooks im Reduzieren die wahre Kunst für das Glück im Alter. Wie ein Bildhauer im inneren eines Steinblocks das perfekte Objekt sieht und dieses durch die Reduktion und das Abschlagen des Überflüssigen zu Tage bringt, werden Menschen glücklich, wenn sie ihre Leben auf das Wesentlich fokussieren und von allem unnötigen befreien. Zufrieden und Glück sind erreicht, wenn das Wesentliche freigestellt ist.

Es geht im Ruhestand darum das zu genießen was man hat und nicht darum immer mehr zu haben und zu machen was man vermeintlich braucht.

Diese Lebenseinstellung benötigt einen Wandel der Selbstwahrnehmung.

Höher – Schneller – Weiter

Erfolgreiche Menschen haben ein Berufsleben, eine Karriere als Problemlöser, Planer oder Konstrukteur gelebt und sehen sich so als innovative Individuen. Diese Innovationsfähigkeit schwindet mit der Zeit, aus ganz natürlichem Grund: Dem Wandel der Intelligenz.

Intelligenz besteht aus zwei großen Teilen, der fluiden und der kristallinen Intelligenz.
Die fluide Intelligenz ist die Fähigkeit Dinge zu lernen, zu verstehen und Probleme zu lösen. Sie nimmt aber ab dem 25. Lebensjahr stetig ab und wird anschließend in der Regel durch die kristalline Intelligenz „ausgeglichen“, Diese Form der Intelligenz beschreibt alles was wir als „Weisheit“ bezeichnen würden. Alle Erfahrungen und alles Wissen was wir erlernt haben wird für immer in unserem Kopf gespeichert. Diese Intelligenz wird im Alter immer größer da wir immer mehr lernen.

So ist es ganz natürlich, dass wir uns immer schwerer damit tun, neue Formen von Problemen zu lösen. Die aktuelle Diskussion um die Digitalisierung der Gesellschaft und damit verbunden Wissenslücken, auch als „digital skills gap“ in den Medien zu finden, sind ein gutes Beispiel dafür. Neue technologische Lösungen tauchen fast in allen Bereichen unseres Lebens auf und fordern Fähigkeiten die vor wenigen Jahren noch nicht vorstellbar waren.

Brooks rät - vor dem Hintergrund dieser biologischen Fakten - im Ruhestand vom Problemlöser zum Mentor zu werden und damit das Wissen was man sich im Leben erworben, im Sinne des Bildhauers, frei zu legen und weiter zu geben.So nutzt man die natürliche Veränderung der Intelligenz um ein zufriedenes, glückliches Leben zu führen, kompetent, soziale eingebunden und wertgeschätzt.

Das Bild der Kunst sei auch im Kontext des Freundeskreises anzuwenden.

Wer ist ein echter Freund und wer jemand mit dem man sich „treffen muss“? Will man immer mehr Freunde in sein Bild malen oder will man die unnötigen „abschlagen“ damit die Skulptur besser zu sehen ist?

Es ist Zeit für eine „gap decade“

Brooks plädiert für die bewusste Schaffung eines Übergangszeitraums, einer Orientierungsphase, zwischen Berufsende und Ruhestand:

So wie junge Menschen ein „gap year“, ein „Lückenjahr“, zum Beispiel zwischen Studium und Berufseinstieg zur Orientierung nutzen, sollte man sich zum Ende des Berufslebens ausreichend Zeit nehmen um etwas Neues auszuprobieren und Thesen in Frage zu stellen.

Brooks stellt fest:
Ein erfolgreiches Berufsleben garantiert keinen glücklichen Ruhestand. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn je größer unsere beruflichen Erfolge sind und waren desto mehr werden wir sie vermissen, schmerzlich.

 

Ein „weiter so“ auf der Suche nach Erfolg kann der Ruhestand nicht bieten die Sucht nach Karriere und Erfolg endet im kalten Entzug. Dessen muss man sich bewusstwerden und vorausschauend handeln.

 

Weniger ist mehr

Brooks rät die selbstgewählte Übergangsphase dafür zu nutzen, um der der Angst des Verlustes von Freunden, Status und Aufgaben bewusst entgegen zu wirken und durch die Fokussierung aufs wesentliche einen glückliche Ruhestand zu planen.

Wann schwingen Sie den Hammer? Wir helfen gerne dabei!

Frank Leyhausen

Co-Gründer von Ageforce1

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