Stille Verluste

Das Schweigen der Boomer

Köln, 5. März 2024 In multigenerationalen Belegschaften bleibt Altersdiskriminierung ein oft übersehenes, aber kritisches Thema. Altersdiskriminierung schädigt nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern beeinträchtigt auch die Innovationsfähigkeit und Produktivität von Unternehmen. In Zeiten von Fachkräftemangel, Massenverrentung und stockender Innovationsfähigkeit müssen Unternehmen gegen „altersbedingte Mitarbeiterstille“ aktiv werden.

Altersdiskriminierung gehört in Deutschland fast zum Alltag, auch am Arbeitsplatz. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt dazu fest: „Aufgrund der Internalisierung des Stereotyps wird diskriminierendes Verhalten von älteren Arbeitenden häufig nicht als solches bewertet. Ein negatives internalisiertes Altersbild kann dazu führen, dass Arbeitende den Beruf früher verlassen […]“1

Altersdiskriminierung bringt Boomer zum Schweigen

Eine aktuelle Studie2 zeigt, dass Mitarbeitende, die sich wegen ihres Alters diskriminiert fühlen, eine stärkere Entfremdung von der Arbeit erleben. Dies wirkt sich negativ auf ihr organisatorisches Engagement aus. Was folgt, ist oft „Employee silence“, das Schweigen von Arbeitnehmer:innen. Dieses Schweigen hat viele Facetten, z. B. kann es die erlebte Diskriminierung betreffen, es kann aber auch dazu führen, dass Kolleg:innen oder Vorgesetzten wichtige Informationen vorenthalten werden.

Die Auswirkungen des Schweigens der Mitarbeitenden ist für das Unternehmen beträchtlich, denn sie haben negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit wie auch auf die Innovationsfähigkeit. Die Betroffenen ziehen sich bei der Diskussion von Lösungsansätzen und der Ausgestaltung von Innovationen zurück. Sie befürchten, aufgrund ihres Alters negatives Feedback zu erhalten oder erst gar nicht zu Wort zu kommen.

Zwischenmenschlich kann sich dadurch eine wachsende Unzufriedenheit ergeben, die längerfristig auch die Teamdynamik schwächt.

Schweigen heißt Ablehnung

Führungskräfte gehen häufig davon aus, dass Schweigen bedeutet, dass die Organisation gut und reibungslos läuft, obwohl das Gegenteil der Fall sein kann. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es fatal, wenn erfahrende Mitarbeitende sich dem betrieblichen Diskurs entziehen“, stellt Frank Leyhausen, Experte für Retention und Returnship, fest. Er ergänzt: „Es ist nicht verwunderlich, wenn diese Menschen dann so früh wie möglich in den Ruhestand gehen und ihr Erfahrungswissen vorher nicht im Unternehmen weitergeben.“

Schweigen kann auch in einen Teufelskreis führen. Fühlen sich Führungskräfte in ihrem Altersbild, dass „die Alten“ kein Interesse an Innovationen haben und schwierig im Umgang sind, bestätigt, werden sie andere Ältere entsprechend behandeln. Ein negatives Altersbild wird zur Norm.

Erfolg durch Erfahrung

Damit altersgemischte Teams ihr volles Potenzial entfalten können und jede:r zu Wort kommt, empfiehlt Leyhausen ein Klima der Mitsprache. „Führungskräfte müssen deutlich machen, dass sie nicht nur das Feedback der Mitarbeitenden schätzen, sondern erwarten, dass sich alle aktiv zu Wort melden.“

Wird das Schweigen gebrochen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende ihre Ideen teilen und so auch wieder aktiv an Innovationen mitwirken. Zudem werden sie dann auch auf Probleme und Missstände am Arbeitsplatz hinweisen.

„Fachkräfte, die bis zum Rentenalter Gehör finden, werden einen vorgezogenen Ruhestand weniger in Betracht ziehen als Mitarbeitende, die sich wenig wertgeschätzt fühlen“, berichtet Leyhausen und ergänzt: „Diese Fachkräfte können sich auch eher vorstellen, aus dem Ruhestand zu ihrem alten Arbeitgeber zurückzukehren um ihre Kompetenzen einzusetzen“

(1) Studie „Altersbilder und Altersdiskriminierung“:
(2) Rui Dong, Wanxin Yu, Shiguang Ni & Qiaolong Hu (2023) Ageism and employee silence: the serial mediating roles of work alienation and organizational commitment, Ethics & Behavior

 

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