Die drei Rs

Flexible Jobs für Babyboomer

Köln, 22.02.2024 Für Ältere ist Flexibilität ein wichtiger Anreiz für die Rückkehr in den Arbeitsmarkt. Eine Untersuchung aus der Schweiz(1) zeigt, dass Menschen die im Ruhestand arbeiten (wollen) räumliche und insbesondere zeitlich flexible Angebote sehr schätzen. Mit entsprechenden Angebote können innovative Arbeitgeber motivierte und qualifizierte Kräfte gewinnen und binden.

Widersprüchliche Daten

Die Nachrichten sind auf den ersten Blick widersprüchlich: Zu einem wollen immer mehr Menschen früher in Rente gehen(2) zum anderen hat sich der Anteil der Erwerbstätigen jenseits des Renteneintrittsalters in kurzer Zeit stark erhöht.(3) „Es kommen zwei Dinge zusammen.“ erläutert Frank Leyhausen, der Arbeitgeber beim Retention Management berät, „Altersdiskrimierung ist in deutschen Unternehmen stark verbreitet, wie die Studie Ageismus Altersbilder und Altersdiskriminierung in Deutschland(4) zeigt. Dieses Klima veranlasst viele Arbeitnehmenden früher in den Ruhestand zu gehen. Hier stellen sie dann fest, dass ein endloser Urlaub nicht so erfüllend ist, wie sie es erwartet haben und suchen nach einigen Monaten eine sinnvolle Aufgabe.“

Sinn und Flexibilität

Die Gründe, warum sich Menschen für eine Erwerbstätigkeit entscheiden sind vielfältig. Wesentlich sind die Flexibilität, die Sinnhaftigkeit der Arbeit und der Spaß an der Tätigkeit. Die etablierte Dreiteilung Ausbildung, Arbeit und Ruhestand ist kein Ansatz mehr, die der längeren Lebenszeit gerecht wird. Die Norm das aus einem Vollzeitbeschäftigten ein Vollzeitrentner wird, verliert an Bedeutung. Für Arbeitgeber bietet diese Veränderung die Chance Erfahrung und Arbeitskraft zu gewinnen

Komplexität der Planung reduzieren

Der Beginn des Ruhestands markiert einen signifikanten Übergang im Zeitkontingent eines Menschen. Plötzlich verfügt man über einen Überschuss an freier Zeit, was befreiend, aber auch überwältigend sein kann.

Herausfordernd ist neben dem Mangel an Struktur, die bisher von Arbeit und Freizeit geprägt war, eine neue Definition für Sinn und Zweck im Ruhestand zu finden.

Wie beim Geld genießen auch diese „Neureichen“ zunächst die Möglichkeiten, die ihnen die neuen Lebensumstände bieten. Aber auch sie müssen feststellen, dass Freizeit allein in den wenigsten Fällen zu einem zufriedenen und erfüllenden Leben führt. Diese Erkenntnis reift oftmals erst nach einer Phase der Ernüchterung, die in der Regel acht bis zehn Monate nach dem Beginn des Ruhestands eintritt.

Drei Rs für Boomer

Retention:
Um Mitarbeitende in der Phase vor dem Ruhestand länger an das Unternehmen zu binden empfehlen sich Mitarbeitergespräche drei bis fünf Jahre vor der Regelaltersgrenze. Hierbei gilt es die Mitarbeiter zu identifizieren, die noch unentschlossen sind, ob sie vorzeitig das Unternehmen verlassen werden. Zur Bindung dieser Fachkräfte müssen konkrete Maßnahmen für die nächsten Jahre vereinbart werden, die sowohl Fort- und Weiterbildung umfassen als auch die zukünftigen (Führungs-)Aufgaben und deren Umfang festlegen.

Returnships:
Für Mitarbeitende, die nach Einritt in den Ruhestand feststellen, dass sie offen für eine Erwerbstätigkeit sind, müssen Arbeitgeber zwei Dinge sicherstellen.

  1. Für Wiederkehrende ist ein systematisches Programm für den Wiedereinstieg ins Unternehmen zu etablieren. Hierbei sind insbesondere die Themen der zeitlichen und räumlichen Flexibilität wie auch die möglichen Arbeitsgebiete zu definieren und arbeitsrechtliche und organisatorische Konzepte zu entwickeln
  2. Das ein Wiederkommen aus der Rente möglich und erwünscht ist muss vor dem Beginn des Ruhestandes jedem Mitarbeiter kommuniziert werden. Hierzu gehört es auch, einen Ansprechpartner zu benennen und idealerweise eine regelmäßige Kommunikation mit den „Neu-Rentnern“ zu initiieren.

Recruiting:
Auch beim Recruiting können Akzente für Babyboomer geschaffen werden. Viele erfahrene Kräfte bleiben bisher aufgrund ihres Alters und der Annahme, dass sie nur „teure“ Vollzeitstellen besetzen unter dem Radar.

„Gerade Returnships für Rentner: innen findet man bisher selten, obwohl die geburtenstarken Jahrgänge in Kürze mit rund 1.000.000 Personen pro Jahr in den Ruhestand gehen“ attestiert Leyhausen und ergänzt. „Wenn wir davon ausgehen, dass die Erwerbstätigkeitsquote von Rentnern weiter bei 14% bleibt und auch die durchschnittliche Arbeitszeit weiter 14 Wochenstunden beträgt, stehen jedes Jahr rund 1.960.000 Stunden weiterer Wochenarbeitszeit von motivierten und qualifizierten Personen zur Verfügung, um die sich nur die wenigsten Arbeitgeber strukturiert bemühen.“

Durch die steigende Lebenserwartung und eine bessere Gesundheit verändern sich Dauer und Qualität des Lebens nach dem Beruf und erfordern eine strukturierte Auseinandersetzung mit der neuen Lebensphase. Hierzu bietet sich das „Ruhestands-Navi“, ein digitales Selbst.Coaching an, das Arbeitnehmer bei der Ruhestandsvorbereitung individuell unterstützt. Arbeitgeber können älterer Arbeitnehmer mit einem solchen Angebot bei der Planung des Ruhestands unterstützen und hierbei auch die Optionen einer zukünftigen Zusammenarbeit ansprechen.

(1) Does workplace flexibility help to retain older workers in their careerjobs up to and beyond retirement age? (Die Unternehmung 73)
(2) lidA-Studie - Bergische Universität Wuppertal
(3) Erwerbstätigkeit älterer Menschen (destatis)
(4) Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

 

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