Über 150.000 Stunden frei

Time Rich – Zeitmillionär über Nacht

Köln, 20.02.2024 Ein Leben jenseits der Uhr wird in unserer modernen, schnelllebigen Zeit als Luxus betrachtet. „Time Rich“ beschreibt im Englischen Personen mit reichlich Zeit zur freien Verfügung. Viele Menschen, die über Nacht zum Zeitmillionär werden, merken jedoch, dass der neue Luxus allein nicht zwangsläufig glücklich macht.

In diesem Jahr beginnen wieder rund eine Million Menschen in Deutschland ihren Ruhestand. Buchstäblich über Nacht haben sie frei. 24 Stunden am Tag für den Rest ihres Lebens. Im Durchschnitt beläuft sich ihr Zeitvermögen auf ca. 150.000 Stunden.

Geld allein macht nicht glücklich, Zeit allein auch nicht

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass unsere Zufriedenheit ab einem bestimmten Einkommen stagniert.(1) Mehr bringt hier nicht mehr, wenn es darum geht, der eigenen Unzufriedenheit zu entfliehen. Geld garantiert kein Glück.

„Time Rich“ zu sein bedeutet, über ein erhebliches Maß an Freizeit zu verfügen. Das ermöglicht, persönlichen Interessen nachzugehen und Ruhephasen einzulegen, ohne dabei von den Zwängen und der Hektik des beruflichen Alltags eingeschränkt zu werden. Doch auch ein Zuviel an Freizeit macht nicht glücklich.

Forscher aus den USA stellten fest(2), dass eine nicht „sinnvoll“ genutzte Freizeit von zwei Stunden am Tag keinen positiven Effekt auf die Zufriedenheit hat. Jenseits von fünf Stunden wirkt sich jede zusätzliche nicht produktive Stunde sogar negativ auf die Zufriedenheit aus.

Der Übergang in den Ruhestand: eine Zeitkontingent-Veränderung

Der Beginn des Ruhestands markiert einen signifikanten Übergang im Zeitkontingent eines Menschen. Plötzlich verfügt man über einen Überschuss an freier Zeit, was befreiend, aber auch überwältigend sein kann.

Herausfordernd ist neben dem Mangel an Struktur, die bisher von Arbeit und Freizeit geprägt war, eine neue Definition für Sinn und Zweck im Ruhestand zu finden.

Wie beim Geld genießen auch diese „Neureichen“ zunächst die Möglichkeiten, die ihnen die neuen Lebensumstände bieten. Aber auch sie müssen feststellen, dass Freizeit allein in den wenigsten Fällen zu einem zufriedenen und erfüllenden Leben führt. Diese Erkenntnis reift oftmals erst nach einer Phase der Ernüchterung, die in der Regel acht bis zehn Monate nach dem Beginn des Ruhestands eintritt.

Proaktive Anpassung des Lebensstils

Der Ruhestand bietet die Möglichkeit, sich neu zu „erfinden“. Jedoch planen die meisten Menschen die Verwendung ihres Zeitvermögens erst, nachdem sie schmerzlich erfahren mussten, dass die endlose Freizeit allein nicht glücklich macht.

Besser ist es, sich proaktiv zum Ende des Berufslebens mit der Gestaltung seines Ruhestands zu beschäftigen.

„Die Entwicklung einer neuen Struktur, die die Anpassung eines seit Jahrzehnten gewohnten Lebensstils erfordert, schreckt viele von der Ruhestandsplanung ab“, erläutert Frank Leyhausen, Experte für Ruhestandsplanung, und empfiehlt: „Ein strukturiertes Vorgehen reduziert die Komplexität der Planung. Unterstützung bieten zum Beispiel Checklisten und digitale Angebote, die Schritt für Schritt bei der Gestaltung unterstützen.“

(1) Killingsworth MA. Experienced well-being rises with income, even above $75,000 per year. Proc Natl Acad Sci U S A. 2021 Jan 26;118(4):e2016976118. doi: 10.1073/pnas.2016976118. PMID: 33468644; PMCID: PMC7848527
(2) Sharif, Marissa & Mogilner, Cassie & Hershfield, Hal. (2021). Having Too Little or Too Much Time Is Linked to Lower Subjective Well-Being. Journal of Personality and Social Psychology. 121. 10.1037/pspp0000391

 

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